Kreativitätstechniken

Kreativitätstechniken sind Werkzeuge und strukturierte Methoden für Einzelpersonen oder Gruppen, die dazu dienen, Ideen zu generieren oder Lösungsansätze für Probleme zu finden. Manchmal hapert es mit dem Ideenfluss und der Kreativität. Hier kommen dann die Kreativitätstechniken ins Spiel. Sie helfen, Denkblockaden zu überwinden und neue Perspektiven zu gewinnen.

Es gibt eine Vielzahl an Methoden und verschiedene Möglichkeiten, diese zu kategorisieren. Hier verwende ich eine Kategorisierung in intuitive Techniken (unmittelbare, spontane Einfälle und Eingebungen) und analytische Techniken (systematische und strukturierte Herangehensweise). Intuitive Techniken werden hier noch in laute (Gruppenarbeit, energetische Atmosphäre) und ruhige Techniken (Einzelarbeit, entspannte Atmosphäre) kategorisiert.

Neben den hier aufgeführten Methoden gibt es noch eine ganze Reihe anderere Methoden. Einige weitere Methoden, die vor allem im Design Thinking verwendet werden sind in dem entsprechenden Post Design Thinking beschrieben.

Kreativitätstechniken Mindmapping Brainwriting 6-3-5-Methode Brainstorming Walt Disney Methode Thinking Heads Morphologischer Kasten 5-Why Methode Analogietechnik SCAMPER

Mindmapping

Mindmapping ist eine visuelle Technik, bei der Gedanken, Ideen und Assoziationen um ein zentrales Thema herum angeordnet und durch Äste und Zweige miteinander verbunden werden. Die Vernetzung fördert das assoziative Denken und ermöglicht es, komplexe Zusammenhänge auf einem Blick zu erfassen. Sie gehört zu den ruhigen, intuitiven Techniken und wird im Normalfall allein ausgeführt. Zur Bearbeitung kann ganz einfach ein Blatt Papier und ein Stift oder eine entsprechende Desktopanwendung oder ein Cloud-Dienst verwendet werden.

  1. Man beginnt mit dem zentralen Thema, welches man betrachten will. Dieses wird zentral platziert und ist zumeist in einem Oval oder (abgerundeten) Rechteck beschrieben. In der folgenden Mindmap ist es das Thema: Kreativitätstechniken.
  2. Man definiert die Hauptäste, indem man vom zentralen Thema aus Linien zu den Hauptthemen zieht. Diese sind zumeist auch in Ovalen oder abgerundeten Rechteck beschrieben. In dem Fallbeispiel sind das die Kategorien der Kreativitätstechniken.
  3. Man definiert ggf. weitere Unteräste. Hier sind das für die intuitiven Techniken bspw. ruhig und laut.
  4. Man definiert die Blätter. Diese bilden die speziellsten Ideen ab und sind zumeist nicht umrandet. Im Fallbeispiel sind das die Kreativitätstechniken selbst.
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Die Methode eignet sich beispielsweise, um Informationen und Ideen zu sortieren und um ein konkretes Thema in seine Bestandteile herunterzubrechen.


Brainstorming

Brainstorming ist eine intuitive Kreativitätstechnik, die zur spontanen Ideensammlung in der Gruppe eingesetzt wird. Das Ziel ist es, in kurzer Zeit möglichst viele Ideen zu einem definierten Thema zu generieren, ohne die Ideen zu bewerten oder zu kritisieren. Dabei sollten jedoch gewisse Prinzipien eingehalten werden:

  • Freie Meinungsäußerung:
    Alle Ideen sind willkommen, Kritik ist unerwünscht.
  • Quantität vor Qualität:
    Je mehr Ideen, desto besser.
  • Synergie:
    Ideen kombinieren und weiterentwickeln. Das sollte aber erst nach dem eigentlichen Brainstorming geschehen, um den Kreativitätsfluss nicht zu unterbrechen.
  • Visuelle Darstellung:
    Ideen werden auf Flipcharts oder Whiteboards festhalten

Ein mögliches Vorgehen für das Brainstorming wäre beispielsweise:

  • Thema festlegen:
    Definieren Sie ein klares und relevantes Thema.
  • Gruppe zusammenstellen:
    Wählen Sie ca. 5-10 Personen mit unterschiedlichen Hintergründen und Perspektiven aus, um unterschiedliche Ideen zum Thema zu erhalten.
  • Moderation:
    Bestimmen Sie einen Moderator, der die Regeln erklärt und der den Prozess lenkt.
  • Ideenphase:
    Sammeln Sie in einem definierten Zeitraum (z.B. 10 Minuten) so viele Ideen wie möglich.
  • Diskussion und Bewertung:
    Nach der Ideenphase können die Ideen diskutiert und bewertet werden.
  • Weiterentwicklung:
    Die besten Ideen können anschließend weiterentwickelt und in konkrete Lösungen umgewandelt werden.

Die Gruppenkonstellation im Brainstorming birgt neben den bekannten Vorteilen auch Herausforderungen, die es zu meistern gilt. Es besteht die Gefahr, dass Ideen extrovertierter und dominanter Personen die Diskussion prägen, während introvertierte Teilnehmer ihre Beiträge zurückhalten. Professionelle Lösungen sind beispielsweise:

  • Moderation:
    Der Moderator achtet aktiv auf eine ausgewogene Beteiligung und fördert die Einbringung aller Perspektiven.
  • Eisbrecher:
    Lustige oder inspirierende Elemente am Anfang lockern die Stimmung und fördern die Offenheit.
  • Alternative Methoden:
    Ruhigere Techniken wie das Brainwriting ermöglichen introvertierten Personen eine gleichberechtigte Beteiligung.

Um die entstandenen Ideen zu strukturieren und zu kategorisieren bietet sich beispielsweise das Card-Sorting an.


Brainwriting

Brainwriting ist eine intuitive Kreativitätstechnik, die zur spontanen Ideensammlung in der Gruppe eingesetzt wird. Im Gegensatz zum Brainstorming erfolgt die Ideengenerierung jedoch schriftlich und in Ruhe. Die Grundprinzipien sind.

Ein mögliches Vorgehen wäre beispielsweise:

Ein klarer Vorteil von Brainwriting im Gegensatz zu Brainstorming ist das individuelle, anonyme Arbeiten. Dadurch können alle Beteiligten gleichberechtigt ihre Ideen einbringen. Zudem können Ideen nicht in der hitzigen Diskussion untergehen.

Um die entstandenen Ideen zu strukturieren und zu kategorisieren bietet sich beispielsweise das Card-Sorting an.


Kopfstandmethode

Die Kopfstandmethode, auch bekannt als Umkehr- oder Flip-Flop-Methode, hat nichts mit dem Kopfstand zu tun. Sie dient der Ideenfindung und Problemlösung indem die ursprüngliche Aufgabenstellung umgekehrt und das Gegenteil betrachten wird. Sie stellt eine kreative Methode dar, um Denkblockaden zu überwinden, Routinen zu durchbrechen und einen neuen Blickwinkel zu etablieren.

  1. Zunächst wird das Problem formuliert, dass es zu bearbeiten gilt. Bsp.:
    „Wie können wir Kunden bedarfsgerecht Informationen bereitstellen?“
  2. Im nächsten Schritt wird das Problem auf den Kopf gestellt, also umgekehrt. Das sollte wieder klar formuliert werden. Bsp.:
    „Wie können wir Kunden möglichst effektiv davon abhalten, an Informationen zu kommen?“
  3. Dann werden, beispielsweise durch Brainstorming, so viele Ideen wie möglich erstellt, die das Problem verschlimmern oder das Gegenteil erreichen. Bsp.:
    „Informationen verstecken“,
    „Zu lange Texte schreiben, damit es schwer wird, an die gesuchte Information zu kommen“,
    „Irrelevante Information bereitstellen“.
  4. Nun werden die Ideen analysiert und überlegt, wie diese umgekehrt werden können, damit nutzbringende Lösungen für das eigentliche Problem entstehen. Bsp.:
    „Information leicht auffindbar machen“,
    „Kurze und klar strukturierte Texte“,
    „Nur relevante Information bereitstellen“.
  5. Im Anschluss werden die Ideen bewertet und auf Basis der Problemstellung priorisiert.

6-3-5 Methode

Die 6-3-5 Methode ist eine weitere stille Methode. Die Idee ist, dass 6 Teilnehmende je ein vorbereitetes Blatt erhalten, auf dem sie je 3 Ideen schreiben und dann diese insgesamt 5-mal weiterreichen. Das geschieht nach einer festgelegten Zeit, beispielsweise von je 5 Minuten. Jedes Blatt hat 3 Spalten und 6 Zeilen.

6-3-5 Methode
  1. Jeder Teilnehmer wird mit der Aufgabenstellung bzw. dem Problem vertraut gemacht.
  2. Jeder Teilnehmer erhält ein Arbeitsblatt und einen Stift bzw. eine elektronische Variante (z. B. Tablet) davon.
  3. In jede Spalte werden 3 Ideen notiert.
  4. Die Blätter werden nach der festgelegten Zeit bspw. im Uhrzeigersinn weitergereicht.
  5. Jetzt beginnt eine neue Runde. Jeder Teilnehmer notiert in der nächsten Zeile wieder 3 Ideen. Dabei sollen die Ideen des Vorgängers aufgegriffen und weiterentwickelt werden.
  6. Dieser Schritt wird 5-mal wiederholt, bis alle Teilnehmer jedes Arbeitsblatt bearbeitet hat.

So können in sehr kurzer Zeit (bspw. in 30 Minuten) bis zu 108 Ideen generiert werden. Eine Bewertung der Ideen während der Bearbeitungsphasen findet nicht statt, das findet erst nach Abschluss statt.


Walt Disney Methode

Die Walt Disney Methode ist eine laute, intuitive Kreativitätsmethode, bei der eine Einzelperson oder eine Gruppe ein Problem aus drei unterschiedlichen Perspektiven betrachten. Dazu versetzen sich die Teilnehmenden nacheinander in die drei definierten Rollen. Jeder Teilnehmende ist zu jedem Zeitpunkt in der gleichen Rolle wie alle anderen Teilnehmenden.

Die Methodik ist gut einsetzbar, um Ideen zu finden und zu verfeinern. Aufgrund ihrer Vorgehensweise ist jedoch nicht unbedingt die beste Methode, um die kreativsten Ideen zu entwickeln. Es ist eine gute Idee für jeden Perspektivwechsel auch den Ort zu wechseln, um den Kontextwechsel physisch und psychisch wahrnehmen zu können.


6 Hüte (De Bono Hüte)

Die 6 Hüte (De Bono Hüte, 6 Thinking Hats) Methode ist ähnlich wie die Walt Disney Methode eine Methode, in der mehrere Perspektiven eingenommen werden. Die Grundannahme ist, dass das Gehirn auf unterschiedliche Weise denkt und diese Zustände bewusst hervorgerufen und geplant werden können. De Bono identifiziert sechs verschiedene Sichtweisen, in denen das Gehirn herausgefordert werden kann. Diese Sichtweisen werden durch sechs verschiedenfarbiges Hüten repräsentiert.

Wie schon bei der Walt Disney Methode werden zu jedem Zeitpunkt die gleichen Perspektiven eingenommen. Die Teilnehmer tragen also immer den gleichfarbigen Hut, ein Armband oder eine Karte. Das Vorgehen kann dann folgendermaßen definiert sein:


5-Why Methode

Die 5-Why Methode ist eine einfache und effektive Technik zur Ursachenanalyse für ein Problem. Dabei wird durch mehrmaliges Fragen der Frage: „Warum?“ versucht dem Problem auf den Grund zu gehen. Die Zahl 5 steht nicht fest. Wichtig ist, dass man das Problem möglichst gut versteht. Durch die Antworten auf die Frage: „Warum“ identifiziert man eine Ursachenkette des Problems. Die Methode ist einfach und kann von jedem angewendet werden. Die Methode ist effektiv, da mit gegebener Expertise schnell die Ursache identifiziert werden kann. Durch die Methode bekommt man ein tiefes Verständnis des Problems. Ein einfaches Beispiel für diese Methode wäre:


Morphologischer Kasten

Der Morphologische Kasten ist eine analytische Kreativitätstechnik. Sie ermöglicht es, komplexe Probleme systematisch zu analysieren und so strukturiert innovative Lösungen zu finden.

Dazu wird das Problem in seine Elemente, Funktionen oder Bestandteile zerlegt und zu diesen die jeweiligen Ausprägungen identifiziert.

Auseinandernehmen
Foto von Dan Cristian Pădureț auf Unsplash

Anhand der Elemente und der Auswahl konkreter Ausprägungen können dann mithilfe der Kombinationsmatrix Lösungsvarianten entwickelt werden.

Morphologischer Kasten

Diese werden anschließend bewertet und die vielversprechendste Variante ausgewählt und realisiert.


SCAMPER

SCAMPER ist eine Kreativitätstechnik, die auf dem Prinzip der systematischen Variation basiert und zur Entwicklung neuer Lösungen auf Basis bestehendem eingesetzt werden kann. SCAMPER ist ein Akronym und steht für:

Zunächst wird das Ausgangsobjekt oder eine Ausgangsidee gewählt. Dann werden für jede Operation möglichst viele Lösungen generiert und anschließend bewertet und die vielversprechendste ausgewählt. Diese kann nun weiterentwickelt werden.


Analogietechnik

Wie der Name schon sagt, geht es bei der Analogietechnik darum Analogien zu bilden. Dazu werden für das zu lösende Problem Analogien, also ähnliche Probleme gesucht. Anschließend wird die Analogie analysiert und Lösungsansätze gesucht. Die Idee ist, dass die Lösungen für das analoge Problem auf das eigentliche Problem übertragbar sind. Indem man allerdings durch die Analogie einen anderen Blickwinkel einnimmt, völlig neue und kreative Lösungsansätze entstehen. Ein wichtiger Spezialfall der Analogietechnik ist die Bionik. Hier werden erfolgreiche Konzepte aus der Natur in die Technik übertragen.

Zunächst wird das Ausgangsobjekt oder eine Ausgangsidee gewählt. Dann werden für jede Operation möglichst viele Lösungen generiert und anschließend bewertet und die vielversprechendste ausgewählt. Diese kann nun weiterentwickelt werden.


Card-Sorting

Card-Sorting ist eine Methode zum Ordnen, Kategorisieren und Strukturieren. Ursprünglich kommt die Methode aus dem Ux-Design, um die Informationsarchitektur und die Navigation einer Webseite zu strukturieren. Sie eignet sich aber auch bestens zur Strukturierung von Ideen in inhaltlich-thematisch zusammengehörige Gruppen, Kategorien und Clustern. Gerade bei Methoden wie dem Brain-Storming und Brain-Writing werden große Mengen an Ideen generiert, die es zu sortieren und strukturieren gilt. Hierzu gibt es verschiedene Ansätze.

Card-Sorting

Die Methodik kann beliebig wiederholt werden und so unterschiedliche Strukturierungsansätze gefunden (offen) oder die vorherige Strukturierung validiert (geschlossen) werden. Die Kategorien können auch wiederum in Unterkategorien aufgeteilt werden, um eine feinere Einteilung zu erreichen.


KI in Kreativprozessen